Anlässlich der Europawahl 2024 findet ein Austausch der netzpolitischen Community in Österreich gemeinsam mit Spitzenkandidat*innen aller österreichischen Parteien, die im Nationalrat oder einem österreichischen Landtag vertreten sind und einen Antritt zur EP-Wahl planen, statt.
Schwerpunkt der Diskussion ist der gesellschaftliche und politische Umgang mit digitalen Technologien: Wo haben wir bereits einen guten Rahmen geschaffen? Wo sind noch Nachbesserungen nötig? Gerade die Regulierung großer Tech-Konzerne ist ein wichtiges europapolitisches Thema für die Bevölkerung.
Die Veranstaltung findet im 1. Bezirk vor Publikum mit Live-Stream statt und wird im Nachgang wie üblich über freie Radios in Linz, Salzburg und Wien ausgestrahlt.
Wir freuen uns, die 70. Ausgabe des Netzpolitischen Abends im Rahmen des Festivals Art meets radical Openness in Linz ankündigen zu dürfen. Diese Kooperation ermöglicht die Verschmelzung der Themen Netzpolitik und Kunst. Auf dem Programm stehen dementsprechend zwei Vorträge aus dieser Schnittmenge:
Building Consentful Protocols Xin Xin, ein*e Künstler*in und Entwickler*in aus Taiwan, beschäftigt sich mit der Schaffung gesellschaftsorientierter Software und entwickelt künstlerische Praktiken für ein konsensorientiertes Miteinander. Mehr über Xin Xin
Algorithmic Solidarity: Can Colonialism Be Encoded into Algorithms? EEEFFF, ein deutsch-russisches Kollektiv, wird während des Festivals einen Workshop durchführen, in dem sie den Algorithmus von Yandex analysieren und Formen kodierter Diskriminierung aufdecken. Ihre Erkenntnisse präsentieren sie beim Netzpolitischen Abend. Mehr über EEEFFF
Nach den Vorträgen gibt es Gelegenheit für kurze Ankündigungen in Form von Lightning Talks und anschließend die Möglichkeit zum gemeinsamen Austausch bei Getränken und Snacks im DH5.
Für alle, die nicht persönlich nach Linz kommen können, besteht die Möglichkeit, die Veranstaltung über einen Livestream mitzuverfolgen. Der Stream ist über die Webseite von DORFTV abrufbar.
WANN? Donnerstag, 9. Mai 2024 ab 19.00 Uhr, mit der Möglichkeit zum gemeinsamen Ausklang
Das Übereinkommen der Vereinten Nationen über Computerkriminalität ist ein wichtiges Instrument zur Regelung des Verhaltens der Strafverfolgungsbehörden im Zusammenhang mit der gemeinsamen Nutzung von Daten, der Strafverfolgung und der Kriminalisierung im digitalen Bereich (Cyberkriminalität), auch im Kontext der internationalen Zusammenarbeit. Seit zwei Jahren sind 193 Staaten in den Plenarsitzungen des Ad-hoc-Ausschusses zur Ausarbeitung einer solchen Konvention vertreten. Die Verhandlungen sind kompliziert, intensiv und manchmal voller Spannung – fast wie in einem Krimi. Es liegt in der Natur der Sache, dass es nicht einfach ist, über kulturelle Barrieren hinweg eine Einigung in solch weitreichenden Fragen zu erzielen. Und auch die Geopolitik spielt eine große Rolle. Aber wenigstens sind dieses Mal NGOs und die Zivilgesellschaft in den Prozess einbezogen. Das ist ein großer Fortschritt im Vergleich zu früheren Verhandlungen, bei denen nur staatliche Vertreter über solch grundlegende Fragen debattierten.
An und für sich sollten die Verhandlungen seit Anfang Februar abgeschlossen sein. Dass dem nicht so ist, ist ein kleiner Etappensieg, der auch dem Druck der Zivilgesellschaft zu verdanken ist.
Digitale Identitätssysteme sind weltweit auf dem Vormarsch. Während die Länder des globalen Südens bereits reichlich Erfahrung mit ihren Fallstricken und menschenrechtlichen Implikationen haben, hat Europa erst kürzlich seine große Reform der digitalen Identität abgeschlossen. Das neue EU System wird die ID Austria ersetzen und soll die Basis für eine Vielzahl von Anwendungsfällen sein: von Altersverifikation, Arztbesuch, Online- und Offline-Identifikation, bis hin zum Facebook-Login oder dem Ersatz von CAPTCHAs. Wir werden wesentliche Sicherheitsvorkehrungen besprechen, die versuchen, solche Systeme des staatlich zertifizierten Austauschs personenbezogener Daten in einer Welt des Überwachungskapitalismus und des zunehmenden Autoritarismus weniger gefährlich zu machen und welche gesellschaftlichen Folgen uns daraus drohen.
Angesichts des rasanten Wandels der Arbeitswelt durch algorithmisches Management, Plattformen und künstliche Intelligenz stehen wir vor zunehmender Prekarisierung, Überwachung, Intensivierung und Entwertung der Arbeit. Die Gesetzgebung dazu verläuft schleppend und ist heiß umkämpft. Dabei verschwimmen Netzpolitik und Beschäftigungspolitik ineinander; es gilt Demokratie und Mitgestaltung zu verteidigen, und zwar möglichst schnell, effektiv und nachhaltig. Wie können wir das schaffen? Aus der Wissenschaft wie der IT-Entwicklung wissen wir: Wer schnelle Entwicklungssprünge schaffen will, setzt auf Open Source. Zufällig gibt es auch viele Überschneidungspunkte und gemeinsame Ziele zwischen der FOSS-Community und der Gewerkschaftsbewegung. Ist es Zeit für eine Symbiose?
Andreas Zingerle ist ein Medienkünstler aus Österreich. Er lehrte an Kunst- und Designuniversitäten in Österreich, Norwegen und Südkorea und arbeitet zusammen mit Linda Kronman als Kairus art collective. Seit 2020 ist er Geschäftsführer von mur.at – einer Serverfarm für den Kreativ- und Kulturbereich in Graz. Andreas wird uns durch die 3. Ausgabe des Netzpolitischen Abend Graz führen.